V. Hirsch: Der Hof des Basler Bischofs Johannes von Venningen

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Titel
Der Hof des Basler Bischofs Johannes von Venningen (1458–1478). Verwaltung und Kommunikation, Wirtschaftsführung und Konsum


Herausgeber
Hirsch, Volker
Reihe
Residenzenforschung 16
Erschienen
Ostfildern 2004: Jan Thorbecke Verlag
Anzahl Seiten
349 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Eberl Immo

Die an der Universität Siegen abgeschlossene Dissertation versucht, den Hof des Basler Bischofs Johann v. Venningen über die systematische Erfassung der Rechnungsüberlieferung zu untersuchen und zu beschreiben. Dabei zeichnet der Verfasser ein klares Bild der Vorgänge an einem kleineren geistlichen Fürstenhof des späten Mittelalters. Die fast uferlose Zahl der Rechnungseinträge hat der Verfasser in einem Kontenplan erfasst, dem moderne finanzwissenschaftliche Kriterien zugrunde liegen. Obwohl die Vorgehensweise nicht unproblematisch ist, rechtfertigt sie die Möglichkeiten zum Vergleich, auch wenn dabei Fehler in den Rechnungen nicht beseitigt werden können. In der Einleitung behandelt der Verfasser die Quellen, das Hochstift Basel und den Bischof Johann v. Venningen. Der Teil A der Arbeit wendet sich der Verwaltung zu, wobei die Zentralverwaltung des Hofs in seinen weltlichen Teil mit Lehen- und Dienstämtern und der geistliche Hof sowie mit einem Exkurs auch das Domkapitel neben der Territorialverwaltung der Ämter behandelt werden.

Der Teil B des Werks ist der Kommunikation gewidmet. Dabei wird, um Licht in das Dunkel der personellen Verbindungen zu bringen, der Austausch der Geschenke näher betrachtet. Diese haben sich nach Familie, Geistlichkeit und weltlichen Herren unterschieden. Der Bischof orientierte sich an den Gepflogenheiten adliger Freigebigkeit, doch gab es keinen Austausch von höfischen Gaben mit den Adligen des Umlandes oder der Stadt Basel. Die jeweiligen Schenkungen besitzen Einzelfallcharakter. Die bereits in der Forschung geäusserte Ansicht, dass der Bischof dem Adel der Stadt und Region ein Fremder geblieben sei, wurde dadurch nochmals bestätigt. Geschenke bekräftigten Beziehungen zum Personal des Hofes, nicht zu aussenstehenden Personen.

Die Teile C und D des Werks (Wirtschaftsführung I und II) sind den Eigenhaushalten der Residenzen und dem Bauwesen gewidmet. Bei den bischöflichen Schlössern unterschieden sich Basel, Delsberg und Pruntrut aufgrund ihrer Wirtschaftsform, die als Eigenhaushalt bezeichnet werden kann. Gesinde, Ernährung, Ausstattung und Hauswirtschaft sind die immer wieder auftauchenden Punkte in den einzelnen Untersuchungen, die in eine abschliessende Darstellung des Hofs mit denselben Einzelpunkten im Vergleich münden. Im Bauwesen wurde bei den Jahresausgaben deutlich, dass dieses in Pruntrut den Umfang von Basel und Delsberg um ein Vielfaches überstieg. Während in Pruntrut etwas mehr als 304 fl aufgewandt wurden, lagen die Summen in Delsberg bei etwa 38 fl und in Basel bei 27 fl.

Im jährlichen Mittel wandte der Bischof für das Bauwesen etwa 478 fl auf. Die Grafen v. Katzenellenbogen wandten 1430/1440 jährlich ca. 500–600 fl zum Erhalt der Bausubstanz aller Bauten auf. Die Betrachtung lehrt daher, dass die Bauverhältnisse der bischöflichen Schlösser und Residenzen nur als bescheiden bezeichnet werden können.

Der abschliessende Teil E des Bandes ist dem Konsum gewidmet, der als standesgemässer / nicht standesgemässer Konsum, öffentlicher / nicht öffentlicher Konsum und alltäglicher / nicht alltäglicher Konsum verglichen wird. Der Verfasser kann zeigen, dass der Bischof bei aller Sparsamkeit im Haushalt die Regeln der Repräsentation anerkannte, was ihn in eine Reihe mit seinen adligen Standesgenossen stellt. Die mit einem umfangreichen Anhang schliessende Untersuchung gibt erstmals die umfassende Möglichkeit, den Hof eines geistlichen Fürsten des Spätmittelalters über die Rechnungslegung zu erschliessen. Der Bischof konnte nicht nur sehr gut haushalten, sondern hat auch sein geistliches Amt ernst genommen. Bei ihm fielen somit Komponenten zusammen, die seinen Hof vielleicht zu einem Sonderfall werden lassen, dennoch ist dieser Hof damit in hervorragender Weise von den Rechnungen her erschlossen worden. Das vorliegende Werk ist ein wichtiges Beispiel dafür, dass weitere, vergleichbare Arbeiten über geistliche Herrschaften des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit angefertigt werden sollten.

Zitierweise:
Immo Eberl: Rezension zu: Volker Hirsch: Der Hof des Basler Bischofs Johannes von Venningen (1458–1478). Verwaltung und Kommunikation, Wirtschaftsführung und Konsum (Residenzenforschung, Band 16). Ostfildern, Jan Thorbecke Verlag, 2004. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 55 Nr. 3, 2005, S. 340-341.

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Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 55 Nr. 3, 2005, S. 340-341.

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